Wegen Hitze: Akw Fessenheim schaltet einen Reaktor völlig ab
Wegen der andauernden Hitze hat der französische Energiekonzern Electricité de France (EDF) einen Reaktor des Atomkraftwerks Fessenheim an der elsässisch-deutschen Grenze abgeschaltet. Die Leistung des zweiten Reaktors wurde weiter gedrosselt.
Wegen der weiter andauernden Hitze am Oberrhein hat der staatliche Energiekonzern Electricité de France (EDF) am Wochenende einen der beiden Druckwasserreaktoren am Akw Fessenheim ganz abschalten und die Leistung des zweiten Reaktors weiter drosseln müssen. Grund war nach elsässischen Medienberichten ein weiterer Anstieg der Wassertemperatur des Grand Canal d'Alsace (Rheinseitenkanal) oberhalb der Entnahmestelle des Kühlwassers für das Akw auf über 26 Grad. Fessenheim verfügt über keine Kühltürme zum Kühlen der zwei Reaktoren, sondern entnimmt dazu das Wasser aus dem parallel zum Rhein verlaufenden Kanal und leitet es dort wieder hinein.
Nicht über 28 Grad
Französischen Vorschriften zufolge darf das Wasser im Rheinseitenkanal durch die Einleitung von Kühlwasser nicht auf über 28 Grad erwärmen. EDF stoppte daher am frühen Samstagmorgen nach eigenen Angaben gegen 4.10 Uhr den Reaktor von Block eins völlig. Die Leistung des Reaktor von Block zwei, die in der Nacht zum Donnerstag bereits von 900 Megawatt auf 600 Megawatt gedrosselt wurde, wurde weiter auf 400 Megawatt gesenkt. Die Sicherheit werde dadurch nicht beeinträchtigt, betonte EDF.
Das Akw Fessenheim südlich von Colmar an der deutsch-französischen Grenze ging 1977 in Betrieb. Es ist das älteste noch laufende Atomkraftwerk in Frankreich. Es gilt bei Kritikern als Sicherheitsrisiko und „Pannenreaktor“. Die Bundesregierung drängt seit langem auf die Schließung von Fessenheim.
Schadhafte Schweißnähte
Nach von der französischen Regierung und EDF immer wieder bestätigten Plan soll es erst vom Netz gehen, wenn der neue Europäische Druckwasserreaktor (EPR) in Flamanville an der Westküste der Halbinsel Cotentin in der Normandie nahe Cherbourg den Betrieb aufnimmt. Dessen Inbetriebnahme verzögerte sich in den vergangenen Jahren immer wieder, vor allem wegen defekter Schweißnähte. 33 von bisher 148 geprüften Schweißnähten seien schadhaft und müssten repariert werden.
Ende Juli gab der Betreiber EDF bekannt, dass aus dem zuletzt genannten Abschalttermin Mitte 2019 wohl nichts wird. Nun ist von frühestens Ende 2019 die Rede. EDF teilte ferner mit, dass die Baukosten weiter um 400 Millionen Euro auf nun 10,9 Milliarden Euro steigen würden. Als die Pläne für den EPR 2007 der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, war die Rede von 3,3 Milliarden Baukosten.