Er hat es auf seine Art geschafft
16 Jahre war Joachim Becherer Rektor der Brandenkopf-Schule in Oberharmersbach. In einer Feierstunde in der Reichstalhalle mit zahlreichen Gäste wurden seine Verdienste gewürdigt und die besten Wünsche für seinen Ruhestand ausgesprochen.
»I did it my way«, sang Evelyne Pfundstein beim Auftritt der Schulband. Vielleicht drückt der Titel dieses Sinatra-Songs am besten aus, welch Person Joachim Becherer als Lehrer und Schulleiter war. »Ich hab´s auf meine Art geschafft«, so die Übersetzung. Mit Geradlinigkeit, klaren Ansagen, Vertrauen gegen Vertrauen, Kooperationsbereitschaft und Entscheidungen, die immer am Wohl der Kinder orientiert waren. Dies bestätigten alle Redner, die seine Arbeit im Schuldienst würdigten: Schulrat a. D. Bernd Antes, der die Laudatio hielt, Bürgermeister Siegfried Huber, Horst Koller von der Förderschule in Zell als Sprecher der Rektoren der umliegenden Schulen, der Vorsitzende des Fördervereins, Berthold Bürkle, und Paul Hug für das Lehrerkollegium.
Kein Kuschelpädagoge
Becherer bestätigte selbst, dass er »kein Vertreter der Kuschelpädagogik« sei und sich dadurch nicht immer beliebt gemacht habe. »Es war nicht meine Absicht, es allen recht zu machen – ich wäre gescheitert«, betonte er und dachte an seinen Dienstantritt 1999 zurück, mit einen Zehn-Punkte-Plan und dem Ziel, die Kinder in den Mittelpunkt des täglichen Handelns zu stellen. Nun konnte er zufrieden sagen: »Wir haben es geschafft.« Mit dem Wir meinte er alle, die mitgeholfen haben, ein Bildungsort zu formen, der heutigen Ansprüchen an Lehren und Lernen genügt.
Für Siegfried Huber war Becherer auch »ein Manager«, der dieses Schulprofil geprägt habe, theoretisches Wissen mit praktischem Tun zu verzahnen. Kein Schüler verlässt heute die Schule ohne Computer- oder Wirtschaftsführerschein und sie nehmen erfolgreich an Wettbewerben wie »Chancen-Cup« teil. Zur Praxisnähe zählt die Kooperation mit den Bildungspartnern aus Handwerk, Handel, Industrie, Verwaltung. Dass in der Brandenkopf-Schule hervorragende Arbeit geleistet werde, zeigten die positiven Rückmeldungen aus den weiterführenden Schulen und Ausbildungsbetrieben. »Die Wellenlänge hat gestimmt«, lobte Huber die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Rathaus und Schulleiter. Er bedauerte bildungspolitische Entscheidungen der Landesregierung, die dazu beigetragen hätten, dass der Schultyp Werkrealschule trotz aller Erfolge in Zukunft wohl keinen Bestand mehr haben werde. »Joachim Becherer erhält einen Ehrenplatz in der Geschichte unserer Schule«, sagte der Bürgermeister und überreichte als Ehrengabe das holzgeschnitzte Gemeindewappen und Ehefrau Gabriele einen Blumenstrauß.
Den beruflichen Werdegang »eines guten Freundes« skizzierte auf humorvolle Art Bernd Antes und bezog Ereignisse der 1970er-Jahre mit ein. Nach dem Abitur 1971 am WG in Lörrach folgte an der dortigen PH das Lehramtsstudium für Mathematik und Technik, die er anschließend an seiner ersten Dienststelle am Zeller Bildungszentrum »Ritter von Buß« unterrichtete. Becherer war Lehrerausbilder, Schulbuchautor und maßgeblich am Aufbau der zehnten Werkrealschulklasse beteiligt. »Er war kein Träumer, hatte aber Visionen, die er umgesetzt hat«, so Antes.
»Ich war mit Herzblut Lehrer und Schulleiter«, sagte Becherer, aber unter den heutigen Bedingungen würde er es nicht mehr werden. Ihm fehle die Wertschätzung der Arbeit durch Gesellschaft und Politik. Er wollte ein Signal nach Freiburg und Stuttgart senden und habe daher die Überreichung der Urkunde anlässlich der Feier abgelehnt. »Atemlos, aber nicht sprachlos«, war er am Ende der Feierstunde und fand noch persönliche Worte an alle, die ihn begleitet und unterstützt haben. Sichtlich schwer fiel ihm dabei der Abschied von seinem Kollegium, das er bat, den Geist der Schule zu erhalten und auszubauen. Mit stehendem Applaus dankten ihm die Zuhörer für seine Arbeit.
Abwechslungsreich, bunt und voller Humor war das Programm zur Verabschiedung von Rektor Becherer, moderiert von Magdalena Schnurr und Robert Franke. Originell die wortlose Begrüßung der Gäste durch Konrektor Steffen Matzat und Paul Hug als Pantomimen. In Liedern und Spielszenen sorgte man sich nicht nur um Wohl des künftigen Pensionärs im Ruhestand, wofür er manch guten Ratschlag und entsprechende Geschenke erhielt. Auch sein Faible für Autos wurde witzig dargestellt. So sang der Lehrerchor »Ich will Spaß, ich geb´ Gas«, der Elternbeirat schenkte dem »Autonarren« einen »Take away«-Parkplatz, ausrollbar und im Kofferraum mitzuführen. Dazu Münzen für den Waschautomaten. Der Grundschulchor sang »Mit 66 Jahren«, die Achtklässler zeigten eine Schulstunde mit typischen Sprüchen ihres Mathe-Lehrers. Viel Beifall gab es auch für die akrobatischen Leistungen der Zirkus-AG unter Leitung von Paul Hug.