Haslach im Kinzigtal

Geradezu himmlischer Chorgesang in der Haslacher Klosterkirche

Andreas Buchta
Lesezeit 3 Minuten
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28. Juni 2022
Nahmen in Haslach schier endlose Ovationen entgegen: Die Freiburger Mädchenkantorei sowie (vorne) Rezitator Ulrich Land und Leiterin Martina von Lengerich.

Nahmen in Haslach schier endlose Ovationen entgegen: Die Freiburger Mädchenkantorei sowie (vorne) Rezitator Ulrich Land und Leiterin Martina von Lengerich. ©Andreas Buchta

Die Mädchenkantorei Freiburg begeisterte in der Haslacher Klosterkirche mit der musikalisch-poetischen Collage „Gottvertrauen“.

Vor zwei Jahren wäre Friedrich Hölderlin, der wortgewaltige Dichter von Reimen unerreichter Schönheit, 250 Jahre alt geworden. Durch äußere Umstände etwas verspätet brachte die Freiburger Mädchenkantorei unter der Leitung von Martina von Lengerich eine von Ulrich Land zusammengestellte Collage aus Hölderlin-Gedichten für Chor und Stimme in der Haslacher Klosterkirche auf die Bühne. „Gottvertrauen“ war der Titel dieser dichterisch-musikalischen Collage, entsprechend der Grundstimmung.

Es stellte sowohl für den Rezitator als auch für den Chor eine gewaltige, kaum zu bewältigende Aufgabe dar, dem zwischen Genie und Wahnsinn hin und her geworfenen Dichter mit Wort und Musik zu Leibe zu rücken oder sich ihm wenigstens anzunähern. Und, so der einhellige Eindruck des begeisterten Publikums, es ist geglückt!

Zwölf Collagen

Seine wohl schönsten Verse ersann der Virtuose der Worte, wie Hölderlin oft bezeichnet wird, in dem berühmten kleinen Turmzimmer in Tübingen, in dem er der die letzten 36 Jahre seines Lebens zwischen Phasen der Geistesgegenwart und der Geistesgestörtheit verbrachte.

Zwölf Collagen Hölderlinscher Gedichte trug der Schriftsteller Ulrich Land mit tiefem Engagement, aber streckenweise nur schwer verständlich vor; zwölf zu den Gedichten sorgsam ausgewählte Lieder sang der Mädchenchor in fast schon unwirklicher Schönheit vor, am E-Piano begleitet von Martina von Lengerich. Nebenbei: Ein solch schöner Chor hätte zur Begleitung einen ordentlichen Flügel verdient gehabt.

Engelsstimmen von 28 Sängerinnen

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Zwischen Naturherrlichkeit, ihrer Vergänglichkeit und dem Blick nach der Göttlichkeit bewegt sich Hölderlins Poesie: Dem Boden verhaftet und gleichzeitig nach den Sternen greifend. In seinem Elfenbeinturm wähnte sich der Dichter von Engelsgesang umgeben. Genau diese Engelsstimmen ertönten von den 28 Sängerinnen der Mädchenkantorei.

Das begann schon höchst eindrucksvoll, als leise Stimmen erklangen und die Sängerinnen von hinten singend in die Klosterkirche einzogen – mit Felix Mendelssohn Bartholdys „Laudate pueri“. Als sie sich auf der Bühne formiert hatten, da kam ihr Gesang mit Johann Sebastian Bachs „Die güld’ne Sonne“ so richtig zur Entfaltung.
„Was trübet meine einsamen Blicke so? / Was zwingt mein armes Herz in diese / Wolkenumnachtete Totenstille?“ zitierte Ulrich Land den düsteren Hölderlin-Reim, den der Chor mit John Rutters „I will sing with the spirit“ tröstlich umrahmte.

Direkte Konfrontation

Geradezu himmlisch mutete der Chorgesang an, als die Sängerinnen Felix Mendelssohn Bartholdys Engelsterzett „Hebe deine Augen auf“ anstimmte. Andere Lieder wiederum, wie zum Beispiel Gabriel Faurés „Cantique de Jean Racine“, erzielten ihre Wirkung in direkter Konfrontation zu den Texten.

Nicht immer war der romantische Blick aus dem Turmfenster auf den Neckar tröstlich für den Dichter. Immer wieder holte ihn seine melancholische Verzweiflung ein – unterstrichen durch quälend monotone Akkorde in Ériks Esenwalds’ „O salutaris hostia“.

Mit Johann Brahms’ tröstlichem Abendlied „Guten Abend, gut’ Nacht“ ging die musikalisch-poetische Collage unter gewaltigem Beifall zu Ende. Nach einer bejubelten Zugabe zog der Chor mit John Russells Segenswunsch wieder aus der Klosterkirche aus.

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