Studentenorchester aus Straßburg begeistert in Kehler Friedenskirche

Das Straßburger Jugendsinfonieorchester erhielt für sein hohes Spielniveau stürmischen Applaus. ©Simona Ciubotaru
Es ist quasi zur Tradition geworden, dass der Kehler Förderverein für Kirchenmusik „musica sacra“, in Zusammenarbeit mit dem Bezirkskantorat Kehl, seine jährliche Konzertreihe mit dem Auftritt des Straßburger Jugendsinfonieorchesters „L’Orchestre des Jeunes“ in der Friedenskirche eröffnet.
Das um die 55 Mitglieder starke Ensemble wird seit 2016 vom Profi Gustave Winkler geleitet und musikalisch geprägt. Es setzt sich aus Schülern und Musikstudenten im Alter zwischen 15 und 25 Jahren zusammen. Die Gruppendynamik ist dadurch ziemlich groß. „Da wir vorwiegend ein Studentenorchester sind, wechselt bei uns ständig die Besetzung, weil die meisten Musikstudenten nach ihrem Abschluss Straßburg verlassen“, erzählte der Dirigent. „Derweil haben wir zwölf neue Orchestermitglieder, sowohl Streicher als auch im Bläserbereich. Wir freuen uns allerdings über jeden neuen Musiker, der zu uns findet, und laden auch die Kehler dazu ein, sich uns anzuschließen!“ betonte Winkler.
Mit einem epochenübergreifenden Programm und ihrem wundervollen Spiel begeisterten die jungen Instrumentalisten auch dieses Mal die Zuhörer von beiden Seiten des Rheins, welche die Friedenskirche bis auf alle Platz füllten. Das Konzert wurde mit „Der Freischütz" – Ouverture (1821) von Carl Maria von Weber – eröffnet und souverän vorgetragen, in dynamischer Hinsicht perfekt ausbalanciert und passagenweise sehr lyrisch. Das Ballett „La Danse des Heures“ (1876) aus der Oper „La Gioconda“ von Amilcare Ponchielli, welches zum Teil von einer gewissen Verspieltheit und jungenhaften Leichtigkeit geprägt wird, erklang dementsprechend elegant. Dazu Schwung und viel Poesie in den Moll-Passagen – so dass man vor dem inneren Augen wortwörtlich feenhafte Ballerinen gleitend und, weiß wie Kirschblüten im Wind, herumwirbelnd sah. Kompliment an die Bläser für das akkurate Spiel! Auch Puccinis sehr lyrisches „Preludio Sinfonico“ (1881/82) erklang wundervoll.
Mit Auszügen aus Prokofjews Ballett „Romeo und Julia“ (1935) setzte das Ensemble schwermütige, dramatischere Akzente. Der Bläserkorps spielt in der Komposition eine strukturierende Rolle – vor allem in den Kampfszenen, in denen die Bässe wie Peitschen hart die Luft durchschnitten. Die Soli der Bläser erklangen dabei auch gewollt schrill – an manchen Stellen dunkel, bedrohlich. Die Streicher, kompakt und in großen, sich rotierenden Bögen, eindringlich und ausdrucksstark. Das ganze Ensemble spielte die Passagen brillant – und dementsprechend war auch die Reaktion des Publikums mit „Bravo“-Zurufen und langem Applaus.
Mit Danny Elfmans (geb. 1953) „Nightmare before Christmas – L’étrange Noel de M. Jack“ (1993 komponiert) und John Williams (geb. 1932) „Far and Away“ (1992), voller Schwung und feinfühlig zugleich vorgetragen, setzte das Ensemble die sprichwörtliche „Kirsche auf die Torte“. Die Musiker steigerten sich zu einem Klangwirbel, um dann aber in einen feierlichen Diskurs von ergreifender Schönheit überzugehen. Die Violinisten erstaunten übrigens während der ganzen Darbietung mit ihrem extrem zarten, „geflüsterten“ Pianissimo und der Kompaktheit in den Crescendi. Bravo! Starke Leistung!
Das ganze Ensemble erwies großes Talent, verbunden mit Disziplin und einem hohen Spielniveau, das, laut Publikumsstimmen, zuversichtlich machen würde. Zugabe war ein Volkslied, das in der Coronazeit in Frankreich sehr beliebt wurde. Dazu sang das Orchester wunderbar polyphon – zur Erheiterung des Publikums, das mit stürmischem Applaus die jungen Instrumentalisten belohnte.