Oppenau trauert um Bürgermeister Thomas Grieser
Nach langem Ringen hat Thomas Grieser seinen Kampf gegen den Krebs verloren. Gestern morgen starb Oppenaus Bürgermeister während seiner vierten Amtszeit im Alter von 66 Jahren.
Hört man auf mit den Schwimmbewegungen, geht man unter. Thomas Grieser, der einstige Leistungsschwimmer, wusste das. Also biss er die Zähne zusammen, arbeitete weiter. »Das tut mir gut, ich brauche das«, waren die Worte, die viele vom Oppenauer Bürgermeister zu hören bekamen auf die Frage, weshalb er sich nach der niederschmetternden Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs im März 2014 nicht stärker ins Private zurückzog und die Arbeit im Rathaus an den Nagel hängte. Mit seiner Erkrankung ging er auch in der Öffentlichkeit offen um.
Am Freitagmorgen nun half kein noch so starkes Aufbäumen mehr gegen die tückische Krankheit, die ihn zuletzt schwer gezeichnet hatte. Im Alter von 66 Jahren starb Thomas Grieser in seiner vierten Amtszeit. Dass er überhaupt so lange im Kampf gegen den Krebs die Oberhand behielt, ihm immer ein Stückchen vorauskraulte, führte Grieser auf die kleinen Ziele zurück, die er sich immer wieder setzte. Sei es die Geburt eines Enkelkindes oder auch nur die für September vergangenen Jahres terminierte Einweihung des sanierten Rathauses.
Sich selbst abschreiben, kam für Thomas Grieser zeitlebens nicht in Frage. Noch viel weniger konnte er es leiden, wenn andere das für ihn übernahmen. So auch Anfang 2002, als er seine dritte Wiederwahl anstrebte und sein Herausforderer Roland Rosenberger die Feststellung traf, nach 16 Jahren sei ein Bürgermeister ausgebrannt. Grieser bewies allen das Gegenteil, stürzte sich, das knappe Wahlergebnis vor Augen, in neue Aufgaben für Oppenau: den Bau der Günter-Bimmerle-Halle, die Erschließung des Baugebiets »Farn II«. Grieser bewies auch noch in seiner dritten und vierten Amtszeit, dass er belastbar ist – wie es Ausdauerschwimmer so an sich haben. In den Disziplinen Kraul und Schmetterling brachte er es in seiner Jugend auf über 60 württembergische und drei süddeutsche Meistertitel und erreichte mit der Bundesligamannschaft seiner Heimatstadt Schwäbisch-Gmünd einen vierten Platz bei deutschen Meisterschaften.
In Oppenau fand Thomas Grieser seinen Traumberuf, wie er zuletzt 2006 betonte. Seine ersten beruflichen Stationen führten den Diplomverwaltungswirt nach Waldstetten und Schwäbisch Gmünd, danach war er in Kißlegg/Allgäu als stellvertretender Hauptamtsleiter und als Kämmerer tätig. 1972 heiratete er seine Ehefrau Gerdi. Mit ihr trauern zwei Töchter, ein Sohn sowie zwei Enkeltöchter um Thomas Grieser. Das dritte Enkelkind ist unterwegs.
Am 15. April 1986 trat Grieser die Nachfolge Hartmut Dinters als Bürgermeister von Oppenau an, nachdem er sich gegen drei Mitbewerber durchgesetzt hatte. Noch im selben Jahr gründete Grieser den Förderverein »Schwimmbad und Mehrzweckhalle«. Von 1987 bis 2003 wurde das jährliche Stadtfest zu Gunsten des Vereins ausgerichtet. Mit dem Bau des Schwimmbads wurde bereits 1991 begonnen, die Verwirklichung der Mehrzweckhalle kämpfte hingegen zu dem Zeitpunkt noch mit etlichen Hürden. Erst 2002 kann Grieser den Spatenstich für das Projekt vollziehen, 2004 folgt die Einweihung.
Ausbau der Infrastruktur
»Ich möchte Oppenau so übergeben, wie ich es 1986 gerne angetroffen hätte«, hatte er 2010 mit Blick auf seine regulär 2018 zu Ende gehende vierte Amtszeit betont. Grieser wäre dann 68 Jahre alt gewesen. Familienfreundlicher wollte Grieser Oppenau machen, was ihm unter anderem mit der Ausweisung von Baugebieten, zuletzt Farn II, gelang. In seiner 30 Jahre dauernden Amtszeit brachte Grieser zudem das städtebauliche Sanierungsprogramm auf den Weg. Neben dem Ausbau der Infrastruktur konnte sich Grieser auch den Bau zweier zusätzlicher Kindergärten, in Ramsbach und Ibach auf die Fahne schreiben, das Kindergartengebäude in Oppenau wurde von der Stadt gekauft und saniert.
Teilweise umstrittene Entscheidungen prägten Thomas Griesers Amtszeit bis zuletzt. So spaltete die anstehende Sanierung des Rathauses den Gemeinderat. Grieser kämpfte für den Kauf des Volksbankgebäudes und den Umzug der Verwaltung dorthin, zeigte sich bei der offiziellen Einweihung des Gebäudekomplexes Mitte September aber versöhnlich. »Ich war früher Leistungssportler. In diesem Geist und als Demokrat nehme ich es hin, wenn meine Überzeugung nicht die der Mehrheit darstellt«, hatte Grieser einmal betont.
»Ich habe ihn dafür bewundert«
»Wir Oppenauer können ihm dankbar sein für das, was er alles für die Gemeinde geleistet hat«, meint Hermann Treier. Als Gemeinderat und Sprecher der UWO-Fraktion begleitete er Thomas Griesers politisches Wirken seit dessen Amtsantritt 1986 bis 2014, als Treier aus dem Gremium ausschied. »Ich habe ihn bewundert dafür, wie er seine Arbeit trotz seiner Krankheit fortgesetzt hat.« Auch menschlich habe er sich sehr gut mit dem Verstorbenen verstanden. »Wir waren beide kompromissfähig und jeder hat den Anderen akzeptiert.«
»Auf die drei Jahre unserer Zusammenarbeit kann ich absolut positiv zurückblicken«, betont Roland Erdrich. Sie sei konstruktiv gewesen und von dem Ziel geprägt, gemeinsam etwas erreichen zu wollen. Grieser habe sich große Verdienste um Oppenau erworben, erklärt der Fraktionssprecher der CDU im Gemeinderat und nennt den Bau der Mehrzweckhalle, des Schwimmbads und die Stadtsanierung. »Auch die Herausforderungen beim Umbau der Schule hat er noch in die Wege geleitet.«
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»Erschütternder Tag für Oppenau«
Fassungslos machte die Nachricht vom Tod des Oppenauer Bürgermeisters gestern Jörg Peter. »Es ist ein erschütternder Tag für Oppenau und für mich ganz persönlich«, erklärt der Bürgermeisterstellvertreter. In den zurückliegenden drei Jahren nach Bekanntwerden der Krebsdiagnose sei die menschliche Beziehung noch enger geworden. »Der Mensch Thomas Grieser steht nun im Mittelpunkt«, betont Peter, der in Gedanken bei der Familie des Verstorbenen ist. Trotzdem müsse auch die Lebensleistung Griesers als Bürgermeister von Oppenau gewürdigt werden. »Die Stadt hat sich in diesen mehr als 30 Jahren prächtig entwickelt.«
Grieser habe viele Projekte vorangebracht und seine Handschrift in der Gemeinde hinterlassen. »Sein Tod ist ein großer Verlust auch für die politische Gemeinde.« Die Stadt blicke mit großer Dankbarkeit und Respekt auf das Wirken von Thomas Grieser zurück. »Eine Ära ist nun zu Ende gegangen.«
»Er war mit Leib und Seele Bürgermeister und das von Anfang an«, erinnert sich Gerhard Rauscher an Thomas Grieser. Erstmals in Kontakt mit dem Verstorbenen kam der jetzige zweite Bürgermeisterstellvertreter 1987, ein Jahr nach dessen Amtsantritt, als Grieser ihn und seine Frau traute. »Er hat gerne und mit viel Begeisterung in der Verwaltung gearbeitet, das hat man ihm auch angesehen.« Rauscher, der seit 2004 für die UWO im Gemeinderat ist, lobt den »guten Ton«, den Grieser in dem Gremium pflegte. »Die persönliche und politische Arbeit mit ihm war sehr angenehm.« Grieser habe noch einiges vorgehabt mit Oppenau, sei in der letzten Zeit durch seine Krankheit jedoch eingeschränkt gewesen. Das Amt des Bürgermeisters sei sein Leben gewesen. »Er hat hier in Oppenau seine Position gefunden und hatte auch den entsprechenden Rückhalt.«