Acherner Matthias Fallert ist kein Priester mehr
In den katholischen Gottesdiensten in Achern wurde am Wochenende bekannt gegeben, dass Matthias Fallert, der als gebürtiger Acherner von 2007 bis 2015 Pfarrer in Achern war, seinen Priesterberuf aufgibt. Als Grund führt Matthias Fallert an, dass das Zölibat nicht mehr seine Lebensform sei.
Am Wochenende gab die Erzdiözese Freiburg eine Presseerklärung zum Schritt von Matthias Fallert ab. Dieser äußerte sich in einer Mitteilung. Erzbischof Stephan Burger habe Pfarrer Matthias Fallert (44) von seinen Rechten und Pflichten als Priester der Erzdiözese Freiburg entbunden, teilte die Erzdiözese mit. Pfarrer Fallert scheide auf eigenen Wunsch aus dem Priesterberuf und aus dem Dienst der Erzdiözese aus.
Damit ist Matthias Fallert innerhalb von eineinhalb Jahren der zweite katholische Geistliche aus dem Raum Achern, der seinen Priesterberuf wegen des Zölibats aufgibt. Bereits im Februar 2015 hatte der damalige Dekan Edgar Eisele erklärt, er wolle sein Priesteramt aufgeben und ein »authentisches Leben« führen. Er bekannte sich zu der Liebe zu einer Pastoralreferentin. Da ein katholischer Pfarrer aber dem Zölibat, der Ehelosigkeit, verpflichtet ist, waren das Privatleben und das Leben als Pfarrer für Edgar Eisele nicht mehr vereinbar. Nachfolger als Dekan wurde Georg Schmitt.
Auch Matthias Fallert gibt, so teilt die Erzdiözese mit, als Grund an, im Zölibat nicht mehr seine Lebensform zu sehen. Erzbischof Stephan Burger bedaure die Entscheidung Fallerts und habe ihm im persönlichen Gespräch für seinen in der Erzdiözese geleisteten Dienst gedankt.
2011 Kritik an Zölibat
In der ARZ-Serie »Auf ein Wort, Herr Pfarrer« hatte Matthias Fallert sich im Sommer 2011 bereits mit dem Thema Zölibat kritisch auseinandergesetzt. »Das wird stark diskutiert, auch unter Priestern«, meinte er damals. Der Kirche gehe wegen des Zölibats viel Potenzial verloren. Viele gute Priester würden gehen, wenn sie das Zölibat nicht leben können. Nun reiht sich auch Matthias Fallert in die Riege der Priester ein, die wegen der Ehelosigkeit ihren Beruf aufgeben.
»Für das Vergangene: Dank; für das Kommende: Ja!« Mit diesen Worten des ehemaligen Generalsekretärs der Vereinten Nationen Dag Hammarskjöld sei seine jetzige Lebenssituation gut beschrieben, erklärte Matthias Fallert den Acherner Katholiken in einer Mitteilung. Er spüre mit Blick auf seine Jahre in der Seelsorgeeinheit Achern von 2007 bis 2015 einen tiefen Dank in sich, dies auch mit einem Jahr Abstand.
Entscheidung gereift
Während seines Jahres in Bolivien sei in ihm die Entscheidung gereift, aus dem Priesterberuf und aus dem Dienst der Erzdiözese auszuscheiden. Dass die Lebensform des Priesters für ihn eine Wunde sein werde, sei ihm bei seiner Priesterweihe klar gewesen. »Aber was, wenn die Wunde zu stark blutet?«, fragt er.
Es falle nicht leicht, sich einzugestehen zu müssen, dass man in seinen Lebensplänen gescheitert sei. Er gehe diesen Schritt gewiss nicht weniger gläubig als vor 17 Jahren in den priesterlichen Dienst und sage zum Kommenden voll Vertrauen: Ja! Wohin der Weg auch führen werde: Gottes Kraft gehe alle Wege mit, zitierte er Alfred Delp.
»Wir wünschen Ihnen von Herzen, dass Sie finden, was Sie suchen«, hatte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Regine Schwall-Geier im Juli 2015 noch zum Abschied von Matthias Fallert gemeint.In Bolivien hat er nun etwas gefunden, was sicherlich viele Acherner Katholiken bedauern, nämlich dass der beliebte Priester sich klar ist, nicht mehr mit dem Zölibat leben zu können. Nähere Auskünfte, ob die konkrete Liebe zu einem bestimmten Menschen hinter der Entscheidung steckt, gab Matthias Fallert in seinem Schreiben nicht.
Er dankte den Achernern »auch im Namen vieler bolivianischen Kinder und Jugendlichen« für die großzügigen Spenden, die er anlässlich seiner Verabschiedung und während des Jahres erhalten habe. Diese gingen zum einen an die »Aldea Cristo Rey«, einem Heim in Cochabamba mit rund 160 Kindern und Jugendlichen, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Kindern, deren Eltern im Gefängnis inhaftiert sind, eine neue Heimat zu geben. Zum anderen wurde mit dem Geld die »Fundacion Arco Iris« von Padre José Neuenhofer in La Paz unterstützt, einem Hilfswerk, das sich für Kinder und Jugendliche auf der Straße, von der Straße sowie für soziale Projekte, wie Kindergarten, Kindertagesstätte und Schulbildung einsetzt.
Matthias Fallert
Matthias Fallert, im Juli 1972 in Achern geboren, wurde 1999 zum Priester geweiht. Als Kaplan wirkte er von 2002 bis 2004 in Elzach, danach promovierte er zum Doktor der Theologie. Als Kooperator war er 2006 für ein Jahr in Forchheim am Kaiserstuhl, bevor er von 2007 bis 2015 als Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Achern arbeitete. Während eines Sabbatjahres war Fallert ab September 2015 in einem Kinderheim in Cochabamba (Bolivien) tätig.red/aci